Design Thinking: Jochen Gürtlers praktischer Ratgeber

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Ideen sind – zumindest im beruflichen Umfeld – selten reine Zufallsprodukte, meist entstehen sie aus einer strukturierten Herangehensweise heraus, wenn Probleme mit einer bunten Truppe oder abteilungsübergreifend gelöst werden sollen. Das heißt, überall dort, wo das Neue in die Welt kommen soll braucht es Menschen, die einem Projekt oder Veränderungsprozess tatkräftig zur Seite stehen. Einer dieser Geburtshelfer ist Jochen Gürtler. Ihn beschäftigt dabei die Frage, was Veränderung braucht, damit sie geschehen kann, sowohl im persönlichen als auch im inhaltlichen und organisatorischen Kontext. Derzeit ist Jochen Gürtler neben seiner freiberuflichen Tätigkeit als Coach und Innovationsberater beim größten deutschen Softwareanbieter beschäftigt, und plant, moderiert und begleitet dort Design Thinking Workshop und Co-Innovations-Projekte.

Dinge und komplexe Sachverhalte auf den Punkt zu bringen ist eine große Kunst. Jochen Gürtler und Johannes Meyer lösen diese Aufgabe meisterlich in ihrem Arbeitsbuch „Design Thinking“ aus der 30 Minuten Reihe von Gabal. Übrigens, wer Jochen Gürtler und seinen Vortrag „Design Thinking. Oder wie innovative Lösungen für komplexe Probleme entstehen können.“ Live erleben möchte, dem sei die Veranstaltung der medien[plan]tage der Müller Ditzen AG aus Bremerhaven am 07. November 2013 ans Herz gelegt.

Ich habe hier im Blog schon mal das Thema Design Thinking als Methode behandelt, das Neue in die Welt zu bringen. Es stellt sich dabei immer wieder die Frage, worin denn die Unterschiede zwischen Arbeiten im Design Thinking Prozess und in herkömmlichen Projektgruppen bestünden. Gemeinsam mit Jochen Gürtler haben wir uns dieser Frage genähert und eine gemeinsame Infografik erstellt. Bewusst haben wir uns dabei auf die auffälligsten Unterscheidungen konzentriert und sie etwas überspitzt zum besseren Verständnis dargestellt. Wir erheben dabei nicht den Anspruch von Allgemeingültigkeit und Vollständigkeit. Die Realität ist nie so schwarz-weiß wie Skizzen es transportieren.

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Herr Gürtler, Sie veranstalten Workshops zu den Themen Design Thinking, Business Model Generation, Business Model You, Persönlichkeitsentwicklung und vieles mehr. Auf Ihrer Webseite haben Sie eine wunderbare Wolke Ihrer Tätigkeiten. Was passiert, wenn Sie Ihre Fähigkeiten im Bereich Design Thinking, Heldenreise, Reiss Profile oder Scrum mit einander verschmelzen, welche Besonderheiten kristallisieren sich hieraus für Ihre Arbeit?

„Grundsätzlich geht es für mich immer um Veränderung und der Frage, wie Neues entstehen kann. Neue Ideen, neue Vorgehensweisen, neue Sichtweisen auf Themen und sich selbst. Design Thinking bietet z.B. einen wunderbarer Einstieg in die Arbeit an neuen und überraschenden Ideen und Lösungen.  Speziell bei Projekt-Teams, die sich z.B. für 3 Monate zusammenfinden, ist das dann meistens für alle auch eine kleine oder auch größere Heldenreise. Denn jeder verlässt für so ein Projekt ein Stück weit seine gewohnte (Arbeits-) Umgebung, die liebgewonnene Heimat, und folgt “dem Ruf des Helden“ und macht sich auf ins Unbekannte. Dabei werden ihm zwar keine Drachen und Ungeheuer begegnen und als Lohn für die bestandenen Abenteuer winkt auch nicht die blonde Prinzessin. Nichtsdestotrotz gibt es in solch einem Projekt oft viele Unwägbarkeiten und Abenteuer zu bestehen, die mindestens genauso herausfordernd sein können für das Projekt-Team und die mindestens genauso viel Wachstum-Chancen für jeden Einzelnen bereithalten wie die unzähligen Heldengeschichten, die wir alle kennen und meist auch lieben.

Zudem finde ich meine Arbeit im Bereich Design Thinking gerade deswegen so spannend, weil ich hier meine IT-Seele mit meinem Interesse an der Arbeit mit Menschen kombinieren kann. Und weil ich denke, dass ich dabei durchaus Menschen inspirieren und ermutigen kann, sich auf Veränderung einzulassen – sich auf einen wertfreien Blick auf sich selbst einzulassen und damit einen ersten, wichtigen Schritt hin zu der gewünschten Veränderung zu machen.

Reiss-Profile sind ein schönes Tool, einerseits für jeden Einzelnen aber auch für Teams (neue oder schon existierende), um einen Ist-Zustand der Teammitglieder an den Start zu bekommen. Wichtige Fragestellungen sind hier „wie unterschiedlich sind wir im Team” oder „welche Stärken/Schwächen hat jeder”. Ich sehe die Arbeit mit dem Reiss-Profil – entgegen der gelehrten Meinung – nicht als etwas „Fixes“ an, sondern als Beschreibung des Ist-Zustandes. Als Gestalttherapeut bin ich felsenfest davon überzeugt, dass auch die so ermittelten Lebensmotive/Prägungen nichts sind, was jemanden einschränken oder daran hindern sollte, nicht auch andere Einstellungen und Sichtweisen zu entwickeln.

Scrum ist last but not least ein sehr effektives Model, Projekte zu planen und zu strukturieren. Von den allerersten Design-Thinking-Schritten bis hin zu einer Umsetzung und Implementierung erweist sich diese Vorgehensweise einfach als hilfreiches Werkzeug für meine Arbeit.

So unterschiedliche die gerade beschriebenen Ansätze und Modelle auch sind und so untypische vielleicht ihre Kombination erscheinen mag auf den ersten Blick. Ich finde es sehr spannend, aus all dem etwas Neues zu machen. Etwas Neues, das letztendlich die gewünschte Veränderung fördert und vorantreiben kann. Probieren Sie es doch einfach mal aus!“

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