W. Ludolph: Die Kunst der Navigation

W. Ludolph Die Kunst der Navigation

Es gibt Unternehmen die kennt jeder, weil sie in jeder Stadtbroschüre auftauchen oder fröhlichgroße Werbung produzieren. Oder in Bremerhaven annähernd irgendwie mit dem Boom der Windkraft-Idee in Zusammenhang stehen und sich im Glanz des aktuellen Interesses sonnen. Daneben gibt es jedoch mindestens ein Dutzend Firmen, die seit über hundert Jahren kontinuierlich am Markt bestand haben, einen soliden Stamm an Mitarbeitern beschäftigen und damit zu einem wesentlichen Erfolgsfaktor der Wirtschaft gehören. Einer dieser Firmen, die eher selten im Rampenlicht stehen ist das Unternehmen W. Ludolph GmbH & Co. KG mit Sitz Seeborg 5 (direkt gegenüber von „Hornbach“ in Bohmsiel) in Bremerhaven.

In der über 165 Jahre andauernden Geschichte des Unternehmens wurde immer wieder erfolgreich der Wandel von der Manufaktur zum international agierenden Hightech Unternehmen vollzogen. Der Name W. Ludoph steht heute für ein ausgereiftes Gespür für Technik in den Bereichen Nautik und Aeronautik sowie Qualität „Made in Germany“. Über 100 Mitarbeiter sorgen in einem Zweischichtbetrieb für den täglichen Ausbau der Erfolgsstory.

Doch was geschieht hinter den blau-weißen Firmenwänden und was macht die Firma Ludolph eigentlich konkret? „Reparatur, Prüfung und Neulieferung von nautischen Geräten wie z.B. Magnetkompassen, Barometern, Sextanten u.v.m. aber auch die Fertigung von Flugzeuginstrumenten, hochpräzisen Flugzeugteilen, Sondermaschinen und Spezialgeräten.“, erzählt der Geschäftsführer Dipl. Ing. Walter Bünte. Und der eigene Anspruch an die Qualität ist hoch. „Unsere Premiumprodukte zeichnen sich durch Präzision, Effizienz und Langlebigkeit aus. Überall dort, wo es auf absolute Genauigkeit ankommt sind wir gefragt.“, sagt Bünte.

Hört man heutzutage die Begriffe hohe Qualität und Feinmechanik so denkt man schnell an billige Serienproduktion und elektrische, computergesteuerte Lösungen die der Manufakturarbeit den Rang abzulaufen. Nicht so bei Ludolph. „Klar gab es in der langen Firmengeschichte einiges an auf und ab, nicht immer ist alles rosig in der Schifffahrt, nicht immer läuft es glänzend in der Flugindustrie. Doch wir haben es gelernt, gerade durch unsere bewegte Geschichte, uns immer wieder flexibel den wirtschaftlichen Gegebenheiten anzupassen und daraus Chancen zu nutzen.“, erklärt der Geschäftsführer das lange Bestehen des Unternehmens.

Und die Geschichte ist bewegt. 1846 wird die Firma W. Ihlder & Co in Bremerhaven gegründet und beschäftigt sich mit dem Handel und Vertrieb von nautischen Geräten in der Schiffsausrüstung. Herr W. Ludolph übernimmt nach dem Tod des Gründers 1859 die Firma und benennt sie 1867 in W. Ludolph Nautisches Institut um. Man rüstet nun Schiffe aller Art und Größe mit selbst entwickelten und hergestellten Magnetkompassen, Sextanten und ähnlichen Instrumenten aus. Damit gehört das Unternehmen zu den ersten zwei europäischen Firmen, denen es gelingt, die damalige Monopolstellung der britischen Kompasshersteller Mitte des 19. Jahrhunderts zu durchbrechen. 1890 übernimmt Georg Ludolph (Junior) die Firma. Ab 1906 beginnt das Unternehmen bereits mit dem Bau nautischer Instrumente für die in der damaligen Zeit modernen Luftschiffe (Zeppeline). Es erfolgt die Umwandlung in eine GmbH und 1920 in die W. Ludolph AG. Nach der erneuten Umwandlung in eine Einzelfirma folgen die Kriegsjahre, im September 1944 wird die Fabrik der Firma durch einen Bombenangriff komplett zerstört. 1945 beginnt man mit dem Wiederaufbau des Unternehmens in angemieteten Räumlichkeiten in Langen und der Herstellung sowie Verbesserung von Kompassen für die Küstenschifffahrt. Zehn Jahre später erfolgt der Bezug des neuen Firmenstandorts Am Alten Hafen in Bremerhaven. Ab 1956 kommt die Fertigung von Magnetkompasse und Variometer verschiedener Typen für militärische und zivile Flugzeuge unterschiedlichster Arten hinzu. 1986 beginnt die Firma W. Ludolph mit dem Aufbau der Abteilung Sondermaschinenbau und erweitert sie 1992 mit einem zweiten Werk in der Rudloffstraße in Bremerhaven. Im Jahr 2000 bezieht das Unternehmen eine neue Produktionshalle mit Bürogebäude im Industriegebiet Bohmsiel in Bremerhaven. 2007 wird zusätzlich die Produktionsfläche um 30 % durch einen Hallenanbau vergrößert. Bis heute steht das unabhängige Unternehmen in Familienbesitz.

Doch wie findet man sich zurecht in der Veränderung? Es scheint als navigiere das Unternehmen selbst mit Hilfe eines inneren Kompasses durch seine Geschichte. „Wir bleiben uns selber treu, unserer Vorstellung von Qualität- und Präzisionsarbeit.“, erklärt Walter Bünte, „Und wir haben uns seit je her auf mehr als nur ein Standbein gestützt.“ Seinen Kern erkennen, an den eigenen Grundsätzen festhalten und immer wieder neue Produkte und Dienstleistungen drum herum entwickeln, so könnte die Erfolgsformel von W. Ludolph GmbH & Co. KG aus Bremerhaven lauten. Und: in der Ruhe liegt die Kraft.

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